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Dublin ist für die meisten Besucher Irlands wohl die erste Anlaufstelle, liegt hier doch der internationale Flughafen. Wir haben uns für die Hauptstadt 2 volle Tage gegeben, was für uns persönlich auch absolut gereicht hat - dabei haben wir einen großen Teil des zweiten Tages sogar in Howth, einem kleinen Fischerort vor den Toren Dublins, verbracht.
Dublin ist eine richtige Großstadt mit 600.000 Einwohnern (in der Metropolregion Dublin leben allerdings 1,8 Millionen Menschen) und aus unserer Sicht nicht gerade schön. Die Geschichte Dublins und damit eigentlich ganz Irlands ist geprägt von Armut und Hungersnöten, gepaart mit entsprechender Auswanderung - vor allem nach Kanada, Australien und in die USA, wo ebenfalls Englisch gesprochen wird. Dazu kommen dann noch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Briten und der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft 1973. Die Weltfinanzkrise 2007–2008 traf Irland besonders hart, unter anderem weil das Wachstum der vorangegangenen Jahre auf Spekulationsblasen (vor allem einer Immobilienblase) basierte.
Heute ist Dublin und damit Irland wieder auf dem aufsteigenden Ast - viele internationale Firmen, wie Google, Microsoft oder Facebook haben hier ihr europäisches Hauptquartier.
All das spiegelt sich auch bei einem Besuch der irischen Hauptstadt wieder - viele Gebäude und Straßen sind in einem schlechten Zustand, es gibt Viertel, die stark heruntergekommen sind, aber es ist auch der Aufbruch zu spüren und es gibt insbesondere für Touristen viele Orte zum Besuchen. Schließlich ist der Tourismus heute eine große Einnahmequelle. Nicht zuletzt die Menschen hier in Dublin und in ganz Irland sind unglaublich freundlich und herzlich, und im Gegensatz zu Schottland auch gut zu verstehen 😂.

Dass wir nur etwas mehr als einen Tag in Dublin waren, hat natürlich auch einen ganz praktischen Grund. Wir haben uns zu der Reise erst sehr spät entschieden und somit waren einige Besichtigungen nicht mehr möglich, da keine Karten zur Verfügung waren, Dazu gehört zum Beispiel das ehemalige Gefängnis Kilmainham Gaol. Wir wollten auch in die Bibliothek des Trinity College, wo unter anderem das Book of Kells ausgestellt ist, aber die Bücher in der Bibliothek sind derzeit nahezu alle zur Restaurierung ausgelagert und da macht das wohl eher keinen Sinn mit den leeren Bücherregalen. Also sind wir ein wenig mit dem Hop-On-Hop-Off Bus herumgefahren und an ein paar Stellen ausgestiegen. Besonders empfehlen können wir hierbei das Little Museum of Dublin, ein einziger Raum, in dem einem ein kostümierter Erzähler mit großem Enthusiasmus die Geschichte der Stadt näherbringt! Das Besondere an den Hop-On-Hop-Off-Touren in Dublin ist, dass die Erklärungen nicht vom Band kommen, sondern von den Busfahrern live erzählt werden. Da gibt es wirklich lustige Typen mit witzigen Geschichten!







Wie in den meisten Großstädten gibt es auch in Dublin ein ausgesprochenes Touristenviertel. Hier heißt das Temple Bar District. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie Reperbahn in St. Pauli, nur ohne Prostitution. Von morgens bis abends läuft aus jeder Kneipe "An der Nordseeküste", nur eben im irischen Original "The Wild Rover". Es ist laut und dreckig und der Anlaufpunkt für Sauftourismus, von dem in Reiseführern beschriebenen Künstlerviertel mit Handwerk ist nichts zu sehen, außer abgeranzten Second Hand Läden - man muss es leider so deutlich sagen. Dafür sind aber die Preise wesentlich höher, als an anderen Stellen 😁.




Tatsächlich einzigartig für Irland ist das hier entstandene und gebraute Bier der Guinness-Brauerei. Am 31. Dezember 1759 unterzeichnete Arthur Guinness einen Pachtvertrag über Neuntausend Jahre (!) für die St. James’s Gate Brauerei in Dublin. Die Bedingungen des Pachtvertrags gewährten ihm eine begrenzte Menge an Wasser und als die Dublin Corporation versuchte, die Versorgung aufgrund von Überbeanspruchung zu unterbrechen, soll „Mr. Guinness auf sie zugestürzt sein, um einem von ihnen eine Spitzhacke zu entreißen und in ungebührlichen Worten zu erklären, dass sie nicht fortfahren könnten.“
Bei Guinness geht es um viel mehr, als nur darum großartige Biere zu brauen. Für Arthur Guinness war es wichtig, der Stadt, in der die Brauerei beheimatet ist, etwas zurückzugeben. Diese philanthropische Tradition wurde sieben Generationen lang vom Vater an den Sohn weitergegeben und ist auch heute noch ein fester Bestandteil von Guinness. Im 19. Jahrhundert unterstützte die Familie Guinness die Restaurierung der St. Patricks Cathedral in Dublin. St. Stephen's Green, eine private Grünfläche, die den wohlhabendsten Bewohnern der Stadt vorbehalten war, wurde von Arthur Edward Guinness gekauft und an die Stadt übergeben, damit die Grünfläche von der Allgemeinheit genutzt werden konnte. Guinness leistete auch Pionierarbeit im Bereich der Mitarbeiterfürsorge und war in Irland wegweisend für ein besseres Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die Brauerei zahlte allgemein 10% mehr als der durchschnittliche Industrielohn in Dublin zu dieser Zeit und 1870 wurde ein medizinisches Zentrum eingerichtet, das nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch ihren Familien eine kostenlose Gesundheitsversorgung bot. Guinness begann mit der Einführung von Sozialleistungen wie bezahltem Jahresurlaub, kostenlosen Mahlzeiten, jährlichen Exkursionen und einem Bierkontingent und führte in den 1880er Jahren ein Rentensystem für alle Mitarbeiter ein.


Die Brauerei kann natürlich auch besichtigt werden, sehr touristisch zugegebenermaßen, aber dennoch lohnenswert und das haben wir dann auch gemacht.
Die Grundlage für Guinness ist Gerste, die in Irland angebaut wird. Die Gerste wird bei genau 232 Grad Celsius geröstet. So erhält sie die dunkle Farbe sowie die malzig-süßen Aromen, die typisch für Guinness sind. Anschließend wird die Gerste gemälzt und mit erhitztem Wasser versetzt. Das Gemisch wird gemaischt, woraufhin Brauzucker entsteht. Die Maische wird in einem Maischbottich oder Kessel gesammelt, die dabei entstehende Flüssigkeit wird Süßwürze genannt. Im nächsten Schritt wird Hopfen zur Süßwürze gegeben, dieses Gemisch wird 90 Minuten lang gekocht und dann abgekühlt. Anschließend wird das Gemisch mit der besonderen Guinness-Hefe versetzt, daraufhin darf das Bier reifen. Beim Abfüllen wird dem Guinness außerdem noch Stickstoff zugegeben, der später für die cremige Schaumkrone und die feinen Bläschen im Bierglas sorgt.






Ein nicht unwesentlicher Teil der Erfolgsstory von Guinness ist deren Werbung über die Jahrzehnte. 1929 begann Guinness mit der Produktion seiner berühmten bunten Werbespots und Pub-Schilder mit den Slogans „Guinness is good for you“ und „My Goodness, My Guinness“, auf denen Zootiere wie Seelöwen, Pinguine und natürlich der berühmte Tukan abgebildet waren. Dank geschickter Werbung verbreitete sich die Geschichte in der ganzen Welt, und 2009, als Guinness sein 250-jähriges Bestehen feierte, stießen 50 Millionen Menschen auf der ganzen Welt mit einem Glas auf den Arthur's Day an.








Zum Abschluss der Self-Guided-Führung gibt es dann noch ein leckeres Pint mit Blick über Dublin aus dem 7. Stock des Guinness Storehouse.



Der einstige Fischerort Howth ist heute ein beliebtes Ausflugsziel der Dubliner. Früher war hier ein wichtiger Hafen für Waren nach Dublin. Jetzt geht es idyllischer zu, im Hafen liegen Yachten und Fischerboote, es gibt viele kleine Restaurants, in denen man lecker Fisch essen kann und zum Laufen gibt es den Cliffwalk. Vom östlichen Ende des Hafens aus führt die Balscadden Road direkt zum Cliffwalk (auch Bog of Frogs Walking Loop genannt). Hier wandert man zuerst den Berg hinauf und dann geht es oben an den Klippen entlang weiter Richtung Leuchtturm. Die steile Küste und die Aussicht vom Cliffwalk über das Meer sind ganz nett. Insbesondere die Sicht zum Bailey's Lighthouse ist schön - ja, wir haben schon zu viel gesehen. Die Halbinsel Howth Head ist auch deshalb so beliebt, weil man sie von Dublin aus mit der DART und dem Bus erreichen kann. Wir haben aber das Auto genommen.





Ein letzter Blick auf die Ha'penny Bridge und das war es für uns mit Dublin. An der Stelle der heutigen Ha’penny Bridge existierte zuvor eine Fähre. Der Betreiber, ein William Walsh, wurde dazu angehalten, die in schlechtem Zustand befindlichen sieben hier eingesetzten Fährboote entweder zu erneuern oder sie durch eine Brücke zu ersetzen. Walsh entschied sich für Letzteres und beauftragte den britischen Bautechniker John Windsor und die Colebrookdale Company aus dem englischen Shropshire mit der Errichtung einer Eisenbrücke. Diese Gesellschaft hatte etliche Jahre zuvor in England die heute zum Weltkulturerbe zählende Iron Bridge als erste Brücke der Welt aus Gusseisen konstruiert. Die Brücke in Dublin besteht ebenfalls aus Gusseisen und wurde nach einjähriger Bauzeit im Mai 1816 eröffnet. Sie wurde unter der Auflage errichtet, dass sie – sollte sie innerhalb eines Jahres als störend empfunden werden – wieder abgetragen wird, ohne dass der Stadt daraus Kosten entstehen. Walsh wurde im Gegenzug das Recht eingeräumt, als Ausgleich für die entgangenen Einnahmen aus dem Fährbetrieb einhundert Jahre lang auf der Brücke eine Maut einzuheben. Die Höhe der Maut von ursprünglich einem halben Penny entsprach auch dem Preis für eine Fährenüberfahrt. Zum Passieren der Brücke existierte an jedem Ende ein Drehkreuz, bei dem die Halb-Penny-Münzen einzuwerfen waren. Die Fußgängermaut wurde 1919 abgeschafft.
