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Lóndrangar
Island 2020

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Das dreifache Horn Odins
Tag 2

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Snaefellsnes
Arnastapi
Budir
Kirkjufellsfoss
Stykkisholmur

Der Anreisetag ist, wie so oft, nicht wirklich spannend und damit stammen die folgenden Bilder vom Reisetag 1. Dennoch will ich Euch aufgrund der besonderen Umstände hier ausnahmsweise kurz berichten, wie die Anreise denn in Zeiten von Corona so gelaufen ist. Abflug war diesmal von Düsseldorf, da um einiges günstiger, als von Frankfurt. Am Flughafen muss man mit Betreten des Gebäudes Maske tragen und da halten sich die Menschen auch gut daran. Zum Glück ist es am Abflugtag nicht besonders heiß, so dass das auch kein Problem darstellt. Die Maschine ist gefühlt nur zu ca. 70 % ausgebucht und viele der Mittelplätze in den Dreierreihen bleiben leer, so auch in meiner Reihe. Da die Maschinen gut klimatisiert sind, empfinde ich auch hier das Tragen der Maske nicht als schlimm. In Keflavik angekommen wird man gezielt zum Corona-Test geleitet - weiterhin Maske tragen! Es gibt ca. 15 Teststationen und somit ist der Zeitaufwand eigentlich erträglich - Stäbchen in den Rachen, Stäbchen in die Nase und fertig. Dann wird man noch aufgeklärt, dass man direkt ins erste Hotel fahren muss und dort via App die Ergebnisse mitgeteilt bekommt. In ca. 30 Minuten ist alles über die Bühne. Dann nur noch Koffer holen, Mietwagen abholen und los. Zuvor hat man sich bereits zu Hause registrieren müssen und die isländische Corona-App runtergeladen. Ich bin gegen 15 Uhr Ortszeit gelandet, ca. 22 Uhr hatte ich das erwartete Ergebnis, so dass ich am nächsten Tag loslegen konnte.

Ich wusste ja schon seit Tagen aus den regelmäßig beobachteten Wetterberichten aller einschlägigen Seiten, dass das Wetter nicht besonders zu werden drohte. Wenn man dann loslegt, ist man aber dennoch immer etwas enttäuscht, dass die Wettervorhersage gestimmt hat - nun ja, macht nichts.

Für heute habe ich mir die Halbinsel Snæfellsnes vorgenommen. Viele sprechen hier ja von Island in Kleinformat, da so viele typisch isländische Landschaften auf vergleichsweise kleinem Raum vorkommen. Ich finde das zwar ein wenig übertrieben, aber schön ist die Halbinsel schon und zur Zeit fast menschenleer. Am Vortag übernachtet habe ich übrigens in Borganes, einem guten Ausgangspunkt zur Umrundung der Halbinsel im Uhrzeigersinn. Ziel der Tagesetappe ist dann Laugarbakki, von wo aus es in den Norden gehen soll.

Wir haben 2018 schon mal die Halbinsel besucht und dabei mit dem Wetter ebenfalls kein besonderes Glück gehabt - so sollte sich die Geschichte wiederholen. Es ist zum Glück nicht so schlimm, wie vorhergesagt, aber die Wolken hängen tief und man kann den namensgebenden Vulkan zu keinem Zeitpunkt sehen.

Snæfellsnes
Kia Stonic

Island hat übrigens im Sommer zwei Stunden Zeitverschiebung (zwei Stunden hinter Deutschland zurück) und im Juli noch nahezu rund um die Uhr Licht. Es wird nur nachts zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens sowas wie dämmerig dunkel. Mir kommt das sehr gelegen, so fällt es mir aufgrund der Zeitverschiebung nicht weiter schwer, morgens sehr früh aufzustehen - oftmals deutlich bevor es im Hotel Frühstück geben würde - und um diese Zeit bin ich wirklich ganz alleine. Da (fast) nur Isländer reisen und die, wie "normale" Urlauber erst gegen 9:00 Uhr frühstücken und vor 10:00 Uhr kaum das Hotel verlassen, bin ich morgens vielfach ganz für mich - herrlich. Auch abends ist es toll, nach dem Abendessen unterwegs zu sein, da es noch hell ist und auch hier kaum ein Einheimischer noch besichtigt.

Mein erster Stopp heute sollte eigentlich eine Seehundkolonie sein, bei der ich aber die Abfahrt verpasse und da ich keine Lust habe nochmal zurück zu fahren, halte ich als erstes an der Kirche in Búðir. Seit der Christianisierung um das Jahr 1000 wurden in Island an nahezu allen möglichen und unmöglichen Stellen Kirchen gebaut. Quasi jede Ansammlung von Häusern hat eine eigene Kirche, teils winzig, oft wunderschön und vielfach malerisch gelegen. Viele der Kirchen sind aus Holz, was insofern erstaunlich ist, da es Holz als natürlichen Rohstoff auf Island (so gut wie) nicht gibt. Das Holz musste also umständlich importiert und an die jeweiligen Bauplätze für die Kirchen transportiert werden. 

Die Kirche in Búðir ist deshalb besonders, da sie komplett schwarz ist und toll mit den teils schneebedeckten Bergen im Hintergrund liegt - wenn man die bei klarem Wetter denn sehen könnte. Diese aktuelle Kirche wurde erst 1848 wieder aufgebaut. Sie wurde im 20. Jahrhundert renoviert und in einem Stück verlegt. Heute steht sie unter Denkmalschutz, als eine der ältesten isländischen Holzkirchen. Bei meinem Besuch war es hier so ungewöhnlich arm an Touristen, dass die Schafe es sich auf dem Friedhof schon gemütlich gemacht haben.

Búðirkirkja
Okkupiert!
Grau in grau

Arnarstapi ist ein kleiner Fischerort an der Südküste der Snæfellsnes Halbinsel - soweit so unspektakulär. Aber hier bekommt man zum ersten Mal die raue Schönheit Islands zu Gesicht, schroffe Lavafelsen, steil abfallende Küste und den Landschaftsarchitekten schlechthin - die unerbittlichen Wellen des Atlantik. 

Erster Fotostopp hier ist Gatklettur, ein natürlicher Steinbogen. Auch hier findet man wieder das gleiche Bild - Parkplätze für diverse Reisebusse, Besucher -  ich!

Ansonsten spiele ich Verstecken mit dem Regen - Regen aus, Kamera raus, Regen an, Kamera weg.

Gatklettur
Arnarstapi
Arnarstapi

Direkt hinter dem Parkplatz, sozusagen am "Eingang" zur Steilküste, steht Bárður Snæfellsás, eine Steinfigur, geschaffen von Ragnar Kjartansson. Der Legende nach lebte der Halbtroll Bárður mit seinen Töchtern auf einem nahen Hof. Eines Tages spielten die Mädchen mit ihren Neffen Rauðfeldur und Sölvi, als Rauðfeldur die älteste Tochter Helga auf eine Eisscholle schob, auf der sie bis nach Grönland trieb. Das Mädchen blieb unversehrt, doch Bárður tobte. Er stieß Rauðfeldur in die Schlucht Rauðfeldargja und Sölvi vom Kliff Sölvahamar. 

Solche Legenden und Geschichten kann man, wenn man will, in Island überall finden. Aufgrund der rauen und unwirklichen Natur, verbunden mit dem trüben und oft ungemütlichen Wetter sowie den langen Wintern kann man sich auch als Besucher einfach vorstellen, dass die Fantasie hier Purzelbäume schlägt.

Bárður Snæfellsás

Auf dem südlichen Teil der Halbinsel Snæfellsnes sind zwei Felsformationen, die Lóndrangar, zu bestaunen. Es handelt sich um Vulkanschlote. Der eigentliche Vulkan drum herum ist der Meeresbrandung und der Erosion zum Opfer gefallen. Die Einheimischen nennen den 75 Meter hohen Schlot „christliche Säule“ und den mit 61 Metern etwas kleineren „heidnische Säule“. Beide liegen dicht beieinander und unmittelbar vor den steilen Klippen. Nach einer alten Überlieferung kommen Elfen zu den Felsen und verwenden diese als Kirche. Wenn die Sonne ein märchenhaftes Licht auf die Formationen legt, erscheint es wohl so, als ob wirklich kleine Elfen die Schlote anfliegen. Da von Sonne nicht die Rede sein kann, versuche ich ein paar Fotos ohne Regen auf der Linse - das muss reichen, den Rest muss die Fantasie machen.

Lóndrangar
Natur pur
Nahe Lóndrangar

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie die Natur es schafft, auch an den undenkbarsten Stellen einen Platz zu finden, um sich für kurze Zeit auszubreiten.

Ohne Worte!

Beim Tanken komme ich am "The Maritime Museum in the Fishermen's Garden" vorbei. Das sieht süß aus und ich mache ein paar Bilder von außen. Auch wenn das Wetter eigentlich perfekt für Museumsbesuche ist, will ich das in Zeiten von Corona dann doch nicht und fahre weiter.

Hellissandur
Hellissandur

Da ich ja Zeit habe und alleine bin, mache ich einen kurzen Abstecher von der Hauptstraße zu einer weiteren Kirche, der Ingjaldshólskirkja. Sie liegt wunderschön auf einem Hügel, bei klarer Sicht mit Blick aufs Meer. Aufgefallen ist sie mir jedoch aufgrund der Lupinen, die hier im Sommer überall wachsen und mich auf der weiteren Reise noch begleiten sollten. Dieses blau ist einfach wunderschön und ich kann mich gar nicht satt daran sehen. Faszinierend, für was man alles eine Auge hat, wenn man mal entspannt mit Zeit und ohne Termine durch den Tag gehen kann.

Ingjaldshólskirkja
Ingjaldshólskirkja

Snæfellsnes ohne Kirkjufellsfoss geht natürlich nicht. Der Wasserfall vor dem Berg Kirkjufell, was so viel wie Kirchberg heißt, da er aufgrund seiner kegelförmigen Spitze eben wie eine Kirche aussieht, wurde sicher schon eine Trilliarden mal fotografiert. Besonders schön sieht das zu Sonnenaufgang bzw. -untergang aus oder mit Polarlichtern im Hintergrund. Da ich leider keine Zeit habe, zu warten, bis es einen schönen Sonnenaufgang oder -untergang gibt und schon gar nicht, bis die ersten Polarlichter im Oktober vielleicht auftauchen, muss ich wohl mit den aktuellen Gegebenheiten vorlieb nehmen. Die sind leider suboptimal, da aufgrund der tiefhängenden Wolken nicht einmal die Spitze des Berges im Hintergrund zu sehen ist - Schicksal. Zumindest ist es mir trotz Hochsommer, wieder vergönnt, mit ganz wenigen anderen Besuchern am Wasserfall zu sein. Während es 2018 noch "nur" einen Parkplatz unterhalb des Wasserfalls gab, ist in der Zwischenzeit ein weiterer Parkplatz auf Höhe des Wasserfalls entstanden. Es handelt sich eben um eines der meistfotografierten Motive in ganz Island. Die Popularität der Szenerie erhielt einen weiteren enormen Aufschub, nachdem der Berg als Kulisse in “Game of Thrones” auftauchte. Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen und beide bieten einen schönen Vordergrund für ein Bild. 

 Ich habe mich übrigens, entgegen so mancher anderen Fotografen, deren Werke man im Internet findet, an die Absperrungen gehalten und Fotos nur aus den erlaubten Perspektiven gemacht. Natürlich sieht eine Aufnahme ganz vom Fuße des Wasserfalls noch spektakulärer aus, ist aber eben verboten - ein schwieriges Thema, das ich hier lieber nicht weiter vertiefen möchte. 

Kirkjufellsfoss
Kirkjufellsfoss

Unterwegs zu meinem Hotel in Laugarbakki habe ich noch am Grundarfoss Halt gemacht und ein wenig die Weite des Landes fotografiert. 

Wasserfälle gibt es in Island wirklich zu Tausenden - keine Übertreibung. Aufgrund der Gletscher und des Schmelzwassers entstehen natürlich auch immer wieder neue, temporäre Wasserfälle. Alleine ca. 100 Wasserfälle in Island haben eigene Namen. Manche sind groß und mächtig und damit auch berühmt und viel besucht, andere sind eher klein und unscheinbar, deswegen aber nicht weniger schön. Einige liegen direkt an der Ringstraße, so dass man theoretisch nicht einmal aus dem Auto aussteigen müsste, um sie zu sehen und zu fotografieren. Andere wiederum liegen so schwer erreichbar im Hochland Islands, dass sie nur zu Fuß und nur mit mehrtägigen Wanderungen erreicht werden können. Das Thema Wasserfall zieht sich somit wie ein roter Faden auch durch meine Reise.

Grundarfoss
On the road again
So weit der Blick reicht
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