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Wie schon beschrieben, bin ich in den Tagen immer früh aufgestanden. So habe ich heute nochmal genutzt, dass ich am Gullfoss übernachtet habe und bin um 6:45 Uhr der erste und einzige Mensch am Wasserfall - einzigartig. Ich genieße die immer schöner werdende Wetterlage und mache ein paar weitere Fotos. Noch vor dem Frühstück, für das ich zurück ins Hotel fahre, mache ich einen Abstecher zu den um die Ecke gelegenen heißen Quellen von  Haukadalur. 8 weitere Besucher - fast schon overcrowded 😊.

Der Geysir in Haukadalur ist wahrscheinlich der berühmteste Geysir der Welt und Namensgeber aller anderen Geysire. Erdbeben waren schon immer dafür bekannt, 'Geysir' zum Ausbrechen zu bringen, und 1630 erwachte der Geysir nach 40 Jahren Ruhe wieder aus seinem Winterschlaf. Dieser Ausbruch war so kraftvoll, dass er die umliegenden Flächen erschütterte. Um diese Zeit herum wurde 'Geysir' immer bekannter und lockte erste Reisende und Entdecker an, die ihn sich ansehen wollten. Der Name Geysir wurde im 18. Jahrhundert erstmals erwähnt und als unübliches Naturphänomen beschrieben, das zu dieser Zeit von größtem Interesse war. Im Jahre 1845 brach Geysir bis zu 170 Meter hoch aus, ein Jahr später jedoch nur noch bis auf 43 bis 54 Meter. Danach wurde er fast komplett ruhig, aber schließlich 1896 durch ein Erdbeben erneut geweckt. Nun brach er mehrmals am Tag aus, oftmals mit bis zu einer Stunde zwischen den Eruptionen und bis auf eine Höhe von 60 Metern. 1910 brach 'Geysir' etwa alle 30 Minuten aus, fünf Jahre später musste man bis zu sechs Stunden bis zur nächsten Eruption warten. Ein Jahr später verschwanden die Ausbrüche komplett. Im Jahre 1935 gruben Menschen einen Tunnel nahe des Geysirs, was eine Veränderung des Wasserstandes und somit erneute Ausbrüche entstehen ließ. Nach einer gewissen Zeit lagerte sich immer mehr Silicium im Tunnel ab und Ausbrüche wurden seltener. 1981 wurde er erneut durch Seife zum Ausbrechen gebracht, was aber kurze Zeit später durch die Regierung aufgrund von Umweltbedenken nur für den Nationalfeiertag (17. Juni) erlaubt und von Geologen durchgeführt wurde. Der Geysir erreichte durch ein Erdbeben im Jahr 2000 wieder Höhen von bis zu 122 Metern, die für zwei Tage anhielten. Dies machte ihn zu einem der höchsten Geysire der Geschichte (der Waimangu Geysir in Neuseeland brachte es auf eine Höhe von 460 Metern, stoppte aber um 1900). Ab 2000 gab es etwa acht Eruptionen am Tag, 2003 waren es nur noch drei. Heute ist 'Geysirs' Aktivität sehr niedrig. 

Strokkur ist der aktivste Geysir in Island und bricht auf natürlichem Wege alle vier bis zehn Minuten aus und erreicht eine Höhe von 15 bis 20 Metern, in der Vergangenheit sogar bis zu 40 Metern. Es wird angenommen, dass Strokkur und 'Geysir' gleich alt sind, aber da 'Geysir' früher höher ausbrach, wurde Strokkur bis 1789 nicht in den Geschichtsbüchern erwähnt, da ein Erdbeben in diesem Jahr die Leitung dieses Geysirs freilegte. 1815 soll seine Ausbruchshöhe etwa 60 Meter betragen haben. Im 20. Jahrhundert verstopfte ein Erdbeben die Zuleitung erneut, 1963 wurde sie von Einheimischen gereinigt und seit dem bricht Strokkur zuverlässig in den isländischen Himmel aus!

Gullfoss
Gullfoss
Gullfoss
Strokkur
Strokkur

Auf der Weiterfahrt komme ich durch puren Zufall an einem weiteren schönen Wasserfall vorbei - dem Faxi. Den nehme ich natürlich gerne mit. Überflüssig zu erwähnen, dass außer mir nur zwei weitere Besucher da sind. 

Es wird ja von Island immer gerne als dem "Land aus Feuer und Eis" gesprochen. Und das hat natürlich auch seine Berechtigung. Während man das Eis in Form der Gletscher und Gletscherzungen auch eindrucksvoll zu sehen bekommt, ist Feuer eine Naturgewalt, die der Tourist (wohl auch besser so) eher nicht zu Gesicht bekommt. Für mich persönlich ist die Insel daher eher die Insel des Wassers. Komplett vom Atlantik umgeben, mit Hunderten von Wasserfällen, Seen, Geysiren, Gletschern, Flüssen und Quellen, ist man in Island nie weit von Wasser entfernt. 

Faxi
Faxi
Faxi

Nachdem ich meine Route geändert habe, mache ich nun jeden Abend einen Plan für die Folgetage. Dabei versuche ich, wie beschrieben, möglichst neue, unbekannte Ziele beizumischen. Für heute sind das die Wasserfälle Hjálparfoss und Þjófafoss. Ich würde eigentlich auch gerne noch zum Háifoss fahren, der nur 20 Kilometer vom Hjálparfoss entfernt liegt. Da aber die Beschreibungen im Internet von zwingend notwendigem Allrad sprechen und man hier auch schon im Hochland ist sowie ein sehr starker Wind aufzieht, sehe ich davon ab. Auch hier gilt, Sicherheit geht vor.

Der Hjálparfoss ist umgeben von eckigen Basaltsäulen. Ein großer Felsbrocken an der Kippkante teilt den Wasserfall in zwei Teile. Vom Parkplatz aus leitet ein kurzer Wanderweg zum Aufprallbecken des Hjálparfoss . Besucher können allerdings auch die Kippkante erwandern. Hier ist es bereits derart windig, dass ich das Stativ festhalten muss, damit es nicht umfällt. Es ist schon eine echte Herausforderung so eine gute Aufnahme hinzubekommen. Außer mir versucht dies noch ein weiteres Fotografenpärchen - weitere Besucher: Fehlanzeige.

Hjálparfoss
Hjálparfoss
Hjálparfoss

Der Þjófafoss heißt übersetzt "Wasserfall der Diebe". Der Legende nach sollen hier früher Diebe als Strafe für ihre Verbrechen ertränkt worden sein. Den Þjófafoss erreicht man über eine auch ohne Allrad gut zu befahrende, etwa 5 Kilometer lange Schotterpiste. Hier scheint es in den letzten Tagen nicht viel geregnet zu haben, denn die Strecke ist wirklich einfach zu fahren. Dabei genieße ich es, durch Lupinenfelder zu fahren, die in der Sonne nur so leuchten. Ich würde wirklich gerne welche mit nach Hause nehmen, die würden gut in den Garten passen - Träumerei. Man erreicht den Wasserfall auf einem Plateau weit oberhalb des Þjófafoss. Theoretisch kann/konnte man wohl auch zum Fuß des Wasserfalls laufen, praktisch ist der "Weg" abgesperrt und sowieso nicht wirklich vertrauenerweckend. So genieße ich den Ausblick und die frische, klare Luft. Es ist immer noch sehr windig, aber die Sonne kommt wieder heraus und hat dann auch in Island Kraft. Es beginnen die Zeiten von Jacke an / Jacke aus.

Þjófafoss
Þjófafoss
Im Kampf gegen die Lava
Þjófafoss
Lupinen
Hekla

Auf dem Weg zur Südküste komme ich mal wieder an ein paar Islandpferden vorbei, diesmal stehen sie recht nahe an der Straße und ich kann auch gut parken. Islandpferde sind zwar (natürlich) keine Kuscheltiere, aber in der Regel doch recht zutraulich. Wenn man an den Zaun der Koppel tritt, kommen sie alle neugierig angelaufen. Vorsichtig wird dann an einem geschnuppert und nach ein paar Minuten lassen sie sich streicheln und genießen das regelrecht. Ich nutze die Gelegenheit, auch dieses "Fotomotiv" auf den Speicher zu bannen - wer weiß, wann man jemals wieder Islandpferde sehen wird - für die Nicht-Insider, wir wohnen wenige Kilometer von einem der größten Islandpferde-Höfe Deutschlands entfernt. 😂

Islandpferde
Blondie
Schöne Tiere

Gegen Mittag erreiche ich an der Südküste die Ringstraße und beschließe, erstmal Mittag zu essen. Man merkt sofort, dass die bei Reisenden aus aller Herren Länder so beliebte Route entlang der Ringstraße an der Südküste auch für Isländer sehr beliebt ist. Es wird sofort deutlich voller. Die Strecke bietet eben nicht nur viele schöne Sehenswürdigkeiten, sie ist auch von Reykjavik aus gut erreichbar und außerdem wird auch noch das Wetter immer besser. Man muss sich den Begriff "voller" aber nicht etwa so vorstellen, dass hier gleich die Hölle los ist. Es besteht immer noch problemlos die Möglichkeit sich aus dem Weg zu gehen bzw. ausreichend Abstand zu halten.

Nach dem Mittagessen fahre ich als Erstes zum Seljalandfoss.  Der Seljalandsfoss stürzt über 66 Meter von einer hohen Klippe in einen kleinen See. Diese Klippe war früher einmal die Meeresküste. Die Landmasse Islands wurde jedoch langsam aber kontinuierlich über die Jahrtausende immer mehr angehoben und so ist die ehemalige Steilküste nun eine Abbruchkante im Land. Er ist weltweit einer der wenigen großen Wasserfälle, wo man sich hinter den Wasservorhang begeben kann. Ein kleiner, etwas rutschiger Pfad führt hinter die stürzenden Wassermassen. Während uns der Weg 2018 zu matschig war, um ihn zu benutzen, ist es mir diesmal einfach zu voll - auf dem Weg hinter den Wasserfall kann man sich nicht mehr so einfach aus dem Weg gehen.

Seljalandsfoss

500 Meter vom Seljalandsfoss entfernt befindet sich in einer kleinen Höhle mit dem Gljúfurárfoss ein weiterer dieser wenig beachteten Wasserfälle. Obwohl nur einen Spaziergang vom Seljalandsfoss entfernt, kommen hier wohl nur 5% der Besucher her. Als wir 2018 hier waren, stand das Wasser recht hoch in der Höhle und man wäre schon sehr nass geworden, wenn man in die Höhle gegangen wäre. Diesmal habe ich irgendwie ein günstiges Zeitfenster erwischt, der Eingang zur Höhle war ohne große Schwierigkeiten zu passieren und neben mir war nur noch eine weitere Familie in der Höhle, so dass ich sogar mit Stativ fotografieren konnte. Das ist jedoch alles andere als einfach. Der Wasserfall produziert natürlich ordentlich Sprühnebel und die Lichtverhältnisse stellen harte Anforderungen, denen ich nicht so ganz gewachsen war.

Aber vom Fotografischen abgesehen ist dieser Ort wirklich magisch und mein absolutes Highlight dieser kleinen Reise.

Gljúfurárfoss
Gljúfurárfoss

Nächster Stopp ist der Skógafoss, den wir 2018 auch schon besucht hatten, damals jedoch bei ziemlich miesem Wetter. Heute passt das Wetter deutlich besser und so lasse ich mir den Stopp natürlich nicht nehmen, schließlich liegen sowohl der Seljalandsfoss, als auch der Skógafoss unmittelbar an der Ringstraße, da gibt es nichts zu überlegen.

Zu isländischen Naturschauspielen gehört bekanntlich fast immer auch eine Legende, so  gibt es natürlich auch eine über den Skógafoss. Þrasi Þórólfsson, der erste Siedler in Skógar, besaß einen Goldschatz, den er in einer Truhe aufbewahrte. Diese Truhe versteckte er in einer Höhle hinter dem Skógafoss. Ein Junge aus dem Ort fand sie in der Höhle. Doch als er nach ihr griff, verschwand die Truhe. Nur noch der Griff, den der Junge in der Hand hielt, blieb von der Schatztruhe übrig. Der Sage nach wurde der ringförmige Griff an der Kirchentür von Skógár angebracht. Heute ist er im Museum des Ortes zu besichtigen. Mit etwas Glück ist der Goldschatz des Þrasi Þórólfsson noch heute zu sehen, wenn er im Wasser des Skógár-Flusses in vielen Farben aufleuchtet.

Den Skógafoss kann man von zwei Stellen besichtigen. Zum einen von unten, was ich getan habe, und zum anderen von oben, wofür man einen steilen Aufstieg zum Scheitelpunkt des Wasserfalls nehmen muss. Da auch hier wieder einiges los ist und der Weg nicht besonders breit ist, verzichte ich auf den Aufstieg und begnüge mich mit dem Blick von unten. Ein Foto vom Skógafoss ohne Menschen zu machen ist schier unmöglich um diese Tageszeit. Da ich aber nun mal vorhabe, noch einiges weiter zu fahren und sich das Wetter außerdem zuzieht, begnüge ich mich mit den Gegebenheiten und mache mir einfach nichts draus.

Skógafoss
Skógafoss

Ein Handy-Video für den Eindruck

Als neuen Standort für die nächste Übernachtung habe ich mir das Hotel Dyrhólaey am gleichnamigen Kap ausgesucht. Hier hat es uns schon 2018 gut gefallen und das Wetter verspricht stabil zu bleiben. 

Kap Dyrhólaey – die „Türhügelinsel“ – liegt westlich von Vík í Mýrdal und markiert den südlichsten Punkt Islands. Dyrhólaey ist ein Inselberg, der vor tausenden von Jahren durch submarine vulkanische Aktivität entstanden ist. Dyrhólaey ist heute verlandet und die Insel so zu einem Kap geworden. 120 Meter ist das Kap selbst hoch. Seinen Namen verdankt es dem Felsen mit seiner markanten Form, die an ein gigantisches Tor mitten im Meer erinnert. Auf dem Kap Dyrhólaey steht ein fotogener Leuchtturm, der 1927 erbaut wurde. Vom Kap aus hat man einen phantastischen Blick über das Meer und den wild romantischen schwarzen Sandstrand Solheimafjara. Auf die Gefahr hin, das Wort zu überstrapazieren, dieser Ort ist magisch.

Felsentor am Kap Dyrhólaey
Leuchtturm am Kap Dyrhólaey
Kap Dyrhólaey
Blick vom Kap Dyrhólaey
Blick auf Reynisfjara und Reynisdrangar
Blick auf Reynisfjara und Reynisdrangar
Reynisdrangar

Eines der Ziele meiner Reise war es ursprünglich, im Osten von Island Papageientaucher zu fotografieren. Auch wenn mich sicher einige Island-Kenner Lügen strafen werden, so ist Island doch in meinen Augen eher weniger geeignet für Tierbeobachtungen. Zwar gibt es die Wale im Atlantik, Rentiere, Polarfüchse und eine Menge Vögel, aber zum Einen sind viele dieser Tiere nur schwer vor die Linse zu bekommen und zum Anderen bin ich ja nachweislich nicht der geborene Ornithologe. Die kleinen, süßen Puffins aber haben es auch mir angetan und so sind sie mein "National-Tier". Da die Reiseroute den Hotspot für Puffins hat ausfallen lassen, musste ich mir einen Ersatz suchen und den hoffe ich hier zu finden. Und tatsächlich haben die Schreibenden im Internet Recht behalten, das Kap Dyrhólaey ist ein Punkt, an dem Papageientaucher nisten. Ich schmeiße die Begriffe für den Vogel übrigens gerne mal so durch den Raum, eigentlich nenne ich gerne den englischen Namen "Puffin". Auf Island wird der kleine Kerl mit seinem farbenfrohen Schnabel meistens Lundi genannt.

Puffins sind eine der wenigen Vögel, die mehrere kleine Fische quer im Schnabel tragen können, dank eines einzigartigen Gelenkes an ihren Schnäbeln. Dieses Gelenk erlaubt, dass die obere Schnabelhälfte und die untere sich in verschiedenen Winkeln treffen, anstatt sich gerade zu schneiden. Die raue Zunge der Lunden kann die Fische an den Rücken des Gaumens drücken, während der Schnabel sich öffnet, um noch mehr Fische zu fangen.
Puffins können bis zu einer Minute lang tauchen, obwohl sie in der Regel nur etwa 30 Sekunden unter Wasser bleiben. Unter Wasser lenken sie mit ausgebreiteten Flügeln, dies sieht aus, als würden sie fliegen, während die Beine als Ruder dienen. Die Vögel können bis zu 60 Meter tief tauchen.

Leider gibt es nur einen kleinen Punkt, von dem aus man die Tiere beobachten und fotografieren kann, die anderen, besser geeigneten Spots, sind gesperrt. So muss man einige Geduld aufbringen und es gelingt mir heute Abend nur schlecht, ein paar Aufnahmen zu machen. Also versuche ich es morgen früh nochmal. Die Puffins bringen ihren gefangenen Fisch zu den Jungen in die im Fels gebauten Höhlen und so fliegen sie oftmals direkt in die Höhle, ohne sich vorher fürs Foto zu platzieren - sehr undankbare Tiere 😉.

Puffin
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