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Kap Dyrhólaey
Tag 3

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Yggdrasil, der Lebensbaum
Tag 5

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Die heutige Etappe führt mich vom Kap Dyrhólaey nach Höfn in den Südosten der Insel. Aber vorher versuche ich es, wie gestern Abend geplant, erneut mit den Puffins. Ich bin wieder einmal so früh, dass ich der einzige Besucher auf dem Parkplatz bin. Und tatsächlich habe ich heute mehr Glück und erhalte ein paar Aufnahmen.

Puffin
Puffin
Puffin

Einigermaßen zufrieden mit meiner Ausbeute fahre ich weiter nach Vík í Mýrdal, wo es uns damals so weggefegt hat. Bei dem schönen Wetter ist es sicher keine Schande, sich die bekannten Sehenswürdigkeiten erneut anzuschauen. Ich starte mit dem schwarzen Sandstrand von Reynisfjara und bin regelrecht geschockt - steht doch auf dem Parkplatz ein (zugegebenermaßen kleiner) Reisebus mit Japanern! Wie kann das sein? So haben wir aber nicht gewettet, und sie belagern auch gleich die Basaltsäulen, um sich dort ablichten zu lassen. Nun ja, der Strand ist ja groß genug und ich suche mir halt ein ruhigeres Plätzchen.

Schwarzer Sand aufgrund der vulkanischen Aktivitäten auf der Insel ist an sich ja schon schön anzuschauen, wenn dann aber die Wellen des Atlantik dazu kommen und man nach links und rechts zwei so tolle Ausblicke hat, dann ist das schon etwas Besonderes. Auf der einen Seite blickt man auf die Landzunge des Kap Dyrhólaey, auf der anderen Seite stehen die Basaltstelen der Reynisdrangar.

Nach einer isländischen Legende sind die Reynisdrangar-Spitzen die Überreste eines Kampfes zwischen zwei lokalen Trollen und einem dreimastigen Schiff. Als das Tageslicht kam, verwandelten sich die zwei Trolle zu Stein, das Schiff war mit ihnen für alle Ewigkeit gefangen und formte eine Gruppe von Seespitzen. Die geologische Erklärung ist im Vergleich dazu so langweilig, dass ich sie Euch erspare.

Kap Dyrhólaey
Reynisdrangar
Reynisdrangar

Oberhalb von Vík í Mýrdal liegt, malerisch mit Blick auf die Bucht, die Reyniskirkja. Die Kirche liegt so hoch auf einem Hügel, dass sie bei einem Vulkanausbruch von Lavaströmen verschont bleiben würde und dient somit den Einwohnern als erster Fluchtpunkt bei einer Evakuierung im Falle eines Ausbruchs der Katla. Noch ein Stück oberhalb der Kirche befindet sich der zugehörige Friedhof. Auch wenn man anzunehmenderweise nichts mehr davon haben dürfte, ist eine letzte Ruhestätte mit solch einem Ausblick zumindest tröstlich. 

Reyniskirkja
Reynisdrangar
Ruhestätte mit Ausblick

Etwa 1 Stunde Fahrtzeit östlich von Vík í Mýrdal liegt der Ort mit dem unaussprechlichen Namen Kirkjubæjarklaustur. Außer zum Tanken und Vorräte auffüllen kein besonders sehenswertes Fleckchen, ist er dennoch für viele Reisende wichtig, da hier eines der größten Lavafelder Islands zu bestaunen ist. Womit wir zu meiner absoluten Lieblingswegbeschreibung weltweit kommen - es gibt in der Nähe von Kirkjubæjarklaustur ein Lavafeld, das "Skaftáreldahraun" - es hat also einen Namen. Im Internet findet man aber fast ausschließlich die Beschreibung "das Lavafeld kurz hinter Kirkjubæjarklaustur links" - herrlich!

Das Lavafeld Eldhraun oder Skaftáreldahraun ist 60 km lang, 23 km breit und hat eine Gesamtfläche von 565 qkm. 1783–84 ist die Lava aus der Kra­ter­reihe bei Laki geflossen. Die Lava ist fast ausschließlich vom Typ Brockenlava und von einem dicken Moosteppich bedeckt, vereinzelt gibt es auch Sträucher. 22 Bauernhöfe wurden durch die Lava vernichtet. Schwefelhaltige Aschewolken vergifteten Weideland, 50% der Rinder, 75% der Pferde und 80% aller Schafe verendeten. Die Fol­ge war eine große Hun­gersnot, „móðuharðindi“ genannt. Mehr als 9.000 Menschen, 23% der Bevölkerung Islands, fielen der Katastrophe zum Opfer.

Aus fotografischer Sicht kann man sich der bizarren Schönheit der erkalteten und mit Moos bewachsenen Lava schwer entziehen. An einer Stelle gibt es die Möglichkeit, auf einem kleinen eigens dafür angelegten Weg, ein wenig durch das Feld zu laufen - Vorsicht, die Lava ist teilweise sehr scharfkantig! Wenn man vorher noch eine kleine Legende oder Troll- und Elfengeschichte gelesen hat, dürfte das die Phantasie zusätzlich beflügeln.

Skaftáreldahraun
Skaftáreldahraun
Skaftáreldahraun

Einer der Orte, die wir 2018 nicht besuchen konnten, ist die Schlucht "Fjaðrárgljúfur". Damals war sie leider wegen Überflutung geschlossen, diesmal möchte ich das gerne nachholen. 

Fjaðrárgljúfur ist bekannt für die rundlichen Formen, die der Fluss Fjaðrár in das Palagonitgestein gegraben hat, sie ist etwa zwei Kilometer lang und bis zu 100 Meter tief. Am Ende bietet sich von einer Aussichtsplattform aus Metall ein herrlicher Blick auf die Schlucht und zwei Wasserfälle. 

Auch wenn 100 Meter Höhenunterschied nicht nach Viel klingen, so sind sie für mich auf die Kürze der Strecke schon recht anstrengend. Der Blick lohnt sich aber allemal, auch wenn hier mal wieder deutlich mehr los ist. 

Wenn man den Hintergrund dafür bedenkt, bekommt man als naturbewusster Reisender schnell die Krise. 2015 hat Justin Bieber hier ein Musikvideo gedreht. Seitdem wird die Schlucht tatsächlich von jugendlichen Besuchern geradezu überrannt. Dabei hält man sich - der Star hat es ja vorgemacht - auch an keinerlei Regeln und Absperrungen, so dass die Schlucht 2019 sogar zum Schutz der Natur für 3 Monate von der isländischen Regierung gesperrt werden musste, um nicht noch größere Schäden anzurichten. 

Auch bei meinem Besuch gibt es eine ganze Reihe jugendlicher Besucher. Die halten sich zwar an die Absperrungen, können aber mit dem Schauspiel der Natur wenig anfangen und laufen meist nicht einmal bis zum Ende der Schlucht - einfach nur traurig!

Fjaðrárgljúfur
Fjaðrárgljúfur
Fjaðrárgljúfur
Fjaðrárgljúfur
Fjaðrárgljúfur
Aussichtsplattform

Etwas unscheinbar am Wegesrand liegt die bezaubernde Núpsstaðakirkja. Nach Schätzungen wurde sie im Jahre 1657 fertiggestellt und ersetzte eine ebenfalls hier errichtete Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche hier war 1930 das erste Gebäude überhaupt, welches in die Obhut des National Museums übergegangen ist und ist eine von nur rund einem Dutzend Torfkirchen auf Island. Zwischen 1958 und 1960 wurde sie restauriert.

 

Die kleine Torfsiedlung Núpsstaður befindet sich am Rande der Sandwüste Skeiðarársandur, wo die Ringstraße lange Zeit auch endete. Bis 1974 eine 900 Meter lange Brücke über die Sandurfläche gebaut wurde, war dieser beschauliche Ort hier Anlaufstelle für all jene, die weiter nach Osten wollten. Die Überquerung der Skeiðarár, dem mächtigsten der vielen mäandernde Flüsse in der Sandurfläche, war extrem gefährlich und so haben sich viele Leute in der kleinen Torfkirche zum Gebet niedergelassen, um für eine gute Weiterreise zu beten.

Núpsstaður
Núpsstaðakirkja
Núpsstaðakirkja

So langsam komme ich in die Region der großen Auslassgletscher des Vatnajökull. Der Vatnajökull ist außerhalb des Polargebiets der größte Gletscher Europas und von ihm reichen zahlreiche Auslassgletscher bis in die Täler - viele davon sind auch trotz des stetigen Rückgangs der Gletscher gut zu besichtigen. 

Auslassgletscher bilden sich am Rand von Eiskappen oder Eisschilden, wenn das Eis durch relativ schmale Auslässe fließen muss, die vom Relief vorgegeben sind. 

Vatnajökull
Ständige Begleiter
Auslassgletscher

Einer dieser Auslassgletscher ist der Svínafellsjökull. Auch wenn die 2 Kilometer lange Abzweigung von der Ringstraße zum Parkplatz des Svínafellsjökull eine echte Katastrophe und Zerreißprobe für Mensch und Maschine ist, so ist der Weg doch auch für Autos ohne Allrad machbar (langsam fahren!) und das Ziel die Tortour absolut Wert. Man kommt so nah an den Gletscher, dass man glaubt, ihn anfassen zu können. Es ist nahezu komplett still hier - mit den gewaltigen Eismassen eines solchen Gletschers schön und gespenstisch zugleich.

Man sollte aber keinesfalls übermütig werden, der "Weg" zum Gletscher ist nicht gesichert und hier sind schon Menschen umgekommen bzw. werden bis heute vermisst. Eine Gedenktafel für zwei vermisste Deutsche Touristen ist hier die deutliche Warnung!

Svínafellsjökull
Svínafellsjökull
Svínafellsjökull
Svínafellsjökull
Svínafellsjökull
Svínafellsjökull
Svínafellsjökull

Eine der, wie ich finde, schönsten Kirchen Islands ist die Hofskirkja.  In Island gibt es nur noch 6 Torfkirchen und die Hofskirkja ist die letzte der alten Kirchen, die in diesem schönen Torfstil gebaut wurden. Die Szenerie sieht ein wenig aus, wie in einem Märchen. Die Hofskirkja ist aber, im Gegensatz zu einigen anderen solcher Kirchen, noch in voller Verwendung. Hierher kann (oder sollte?) man bestimmt zu verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlichem Wetter kommen - es sieht immer etwas anders aus. Leider war die Kirche auch diesmal verschlossen und man konnte sie nicht von innen besichtigen.

Hofskirkja
Hofskirkja

Die erste Gletscherlagune, die man erreicht, wenn man weiter Richtung Osten fährt, ist die Fjallsárlón - oft als kleine Schwester der Jökulsárlón bezeichnet, deswegen aber nicht minder schön. Die Gletscherlagune ist der Ort, der sich am Fuße des Auslassgletschers bildet, wenn Eis von der Gletscherzunge abbricht und schmilzt. In der Jökulsárlón besteht noch die Besonderheit, dass das Eis dann aus der Lagune hinaus ins Meer gespült wird, das ist bei der Fjallsárlón nicht der Fall. Auch ist hier der kalbende Gletscher Fjallsjökull deutlich kleiner, weswegen die Eisberge nicht so groß sind, wie nebenan. Vorteil ist aber eindeutig, dass hier viel weniger Tourismus herrscht.

Fjallsárlón
Fjallsárlón
Fjallsárlón
Fjallsárlón
Fjallsárlón
Fjallsárlón
Fjallsárlón

10 Kilometer weiter östlich folgt dann die Jökulsárlón. Auch wenn dies einer der Touristen-Hotspots schlechthin auf Island ist und dementsprechend ordentlich was los ist, so kann man diesen Ort doch auf keinen Fall auslassen. Die Jökulsárlón ist die Gletscherlagune des mächtigen Breiðamerkurjökull und die Eisberge hierin erreichen Höhen von bis zu 15 Metern. Teile der Eisberge schwimmen dann aus der Lagune hinaus aufs offene Meer, wo sie aufgrund der Strömung an den schwarzen Sandstrand gespült werden. Der Strand wird daher als Diamond Beach bezeichnet, da die teils tausende Jahre alten Eisbrocken wie Diamanten in der Sonne glitzern.

Ich beschließe, mir zunächst den Diamond Beach anzuschauen. Was dann folgt ist für mich ein regelrechter Schock! Nicht ein einziger Eisblock am Strand - Null, Niente, Nada, Nothing, Rien - ich dachte, ich hätte mich vertan. Es gibt auch im Internet keinerlei Information, dass ein solches Phänomen bestehen kann - eigentlich soll es hier immer Eis geben, zu jeder Jahreszeit. Ich bin wirklich total verwirrt und fahre auf die andere Seite der Ringstraße zur Lagune. Mal sehen, ob ich dem Phänomen hier auf die Spur komme. Dort angekommen bietet sich mir ein ebenso unfassbares Schauspiel - die Lagune ist quasi randvoll mit Eis. Das Eis schwimmt schon gar nicht mehr und die im Sommer so beliebten Boote können auch nicht auslaufen. Leider gibt es auch keine Information oder Experten, die man mal fragen könnte.

Ich werde hier morgen nochmal vorbeikommen und dann wird sich das Geheimnis auch lüften - solange muss ich aber noch warten - und ihr auch 😊.

Jökulsárlón
Jökulsárlón
Jökulsárlón
Jökulsárlón
Jökulsárlón

Immer noch schwer verwirrt fahre ich weiter zu meinem heutigen Etappenziel - Höfn. Ich werde auch im Laufe des Abends noch mehrfach erfolglos versuchen, zu ergründen, was die derzeitige Eissituation an der Jökulsárlón verursacht. 

Höfn hatte ich als Ziel meiner Tour auch ursprünglich schon ausgesucht, nur dass ich dann aus dem Nordosten und nicht aus dem Westen gekommen wäre. In erster Linie möchte ich mir hier die Landzunge Stokksnes mit dem auf so vielen Fotos zu sehenden Vestrahorn anschauen und natürlich fotografieren. 

Das Vestrahorn ist Teil des Berges Klifatindur und eine der zahlreichen Felsspitzen, die aus dem Bergmassiv herausragen. Von der Landzunge Stokksnes hat man einen wunderbaren Blick auf diese Bergspitzen. Die Landzunge selbst ist übersät von kleinen und größeren Sanddünen und wird geteilt von einer schnurgeraden Straße, die zu einer Radarstation und dem Leuchtturm Stokksnesviti führt. Links vom Straßenrand türmen sich die Sanddünen auf. Der pechschwarze Sand und die Grashalme geben einen intensiven Kontrast zu den Berghängen des Vestrahorns. Diese Kulisse ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Stokksnes so viele Fotografen anzieht.

Die Gegend um das Vestrahorn ist - wie so viele andere Orte Islands auch - in Privatbesitz. Der Unterschied liegt darin, dass die Besitzer hier Eintritt verlangen, um das Gelände zu betreten. Ein kleines Café, das auch einen Campingplatz betreibt und ein paar Souvenirs verkauft, ist somit zunächst einmal Endstation mit dem Auto. Zum Zeitpunkt meines Besuchs kostet der Eintritt 900 ISK - knapp 6 Euro. Man bekommt eine Eintrittskarte mit Barcode und einen Plan der Umgebung mit Wanderrouten. Im Preis eingeschlossen ist auch der Besuch einer Wikingersiedlung, die aber nicht historisch ist, sondern als Filmkulisse aufgebaut und dann nie verwendet wurde (in der Zwischenzeit wurden hier wohl Teile von "Game of Thrones" gedreht) - das spare ich mir. Den Barcode hält man an einer Schranke unter einen Scanner und los geht's. Auch wenn es für isländische Verhältnisse vielleicht ungewöhnlich scheint, Eintritt zu bezahlen, so hat dies doch zwei wesentliche Vorteile - die Straße wird regelmäßig instand gehalten und es hält die Busgesellschaften ab.

Das Wetter verspricht zwar morgen noch besser zu werden, aber wer kann das auf Island schon mit Sicherheit sagen und so mache ich auch heute natürlich schon ein paar Fotos. 

Stokksnesviti
Stokksnes
Vestrahorn
Vestrahorn

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und ein letztes Bild beschließt den Tag. Hier werde ich morgen mit etwas mehr Muße erneut aufschlagen - Gute Nacht!

Stokksnes
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