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Auch wenn ich ja noch einen ganzen Tag vor mir habe, so ist der letzte Tag gefühlt doch immer eher blöd. Man muss sich schon in Richtung Flughafen begeben - mein Flug geht morgen ganz früh - und irgendwie hat man auch nicht mehr so die gleiche Muße zum Reisen und fotografieren, wie an den anderen Tagen.
Nun ja, verschwenden will ich den Tag natürlich nicht und so beschließe ich, wieder früh aufzustehen. Ich will doch mal schauen, wie voll es heute morgen auf dem Parkplatz am Beginn der Wanderung zum Sólheimasandur Flugzeugwrack ist. In den letzten Tagen, wenn ich hier vorbei gekommen bin, war es doch immer reichlich voll, worauf ich eher keinen Bock habe. Heute morgen sind es nur 4 weitere Autos und es kommen auch schon wieder Menschen zurück - das probiere ich doch mal. Ich kann es vorweg nehmen, 4 junge Franzosen, ein isländisches Pärchen und ich - perfekt - der frühe Vogel fängt den isländischen Wurm.
Am 21. November 1973 musste eine Douglas C117-D der US Navy auf dem Weg nach Europa wegen Vereisung des Vergasers notlanden . Sie ging wenige hundert Meter hinter der Küstenlinie in der Sólheimasandur nieder. Verletzt wurde dabei niemand, aber für die US Navy war es zu mühsam, das komplette Flugzeug zu bergen. Es wurden lediglich die Triebwerke samt Flügel demontiert und einige Innereien des Flugzeugs entnommen. Der Rumpf blieb als geschenktes Strandgut zurück.
Der Weg zum Wrack ist 4 Kilometer lang - einfache Strecke. Es lässt sich aber gut laufen, da es quasi keine Erhebung gibt, allerdings auch keinen Schatten. Trotz der flachen Landschaft kann man das Wrack erst wenige Meter vor Erreichen sehen, da es etwas in einer Mulde liegt. Und nicht vergessen: "Don't behave like Justin Bieber"!








Auf der Halbinsel Reykjanes, auf der auch der Flughafen von Keflavík liegt, findet man das Geothermalgebiet Seltún. Die Temperaturen unter der Erdoberfläche erreichen hier bis zu 200°Celsius. Ein mit Holzplanken gesicherter Weg führt in einem Rundweg zwischen den heißen Quellen und Schlammtöpfen hindurch. Von hier aus lassen sich aber auch längere Spaziergänge und Wanderungen über den Höhenzug Sveifluáls unternehmen, auf denen man noch viele weitere Schlammquellen entdecken kann. Die Aktivität in diesem Hochtemperaturgebiet schwankt immer wieder je nach seismischen Bewegungen. Natürlich ist das hier mal wieder nicht der Yellowstone National Park, aber schön anzusehen ist es dennoch.
















Ich umrunde jetzt einmal die Halbinsel Reykjanes, immer an der Küste entlang. Einen kurzen Stopp lege ich noch am Brimketill Lava Rock Pool ein. Die ständige Brandung hat hier die Form eines Pools aus Lava geschaffen. Es erklärt sich von selbst, dass dieser Pool nicht mit dem warmen geothermischen Wasser gefüllt ist, wie die vielen Hot Pots und Schwimmbäder auf der Insel. Es sind die Wellen und die Brandung des kalten Nordatlantiks, die Brimketill speisen.



Unweit hiervon erreiche ich Gunnuhver, Islands größte Schlammquelle. Gunnuhver hat einen Durchmesser von 20 Metern und ist nach dem Gespenst Guðrún Önundardóttir, kurz Gunna, benannt.
"Die im Jahr 1703 von Arni Magnusson durchgeführte Volkszählung verzeichnete Gunna als Bewohnerin der Kate Kirkjubol in Sandgerdi, die zum Besitz des Rechtsgelehrten Vilhjamus Jonsson zählte. Weil Gunna ihm etwas schuldig blieb, beschlagnahmte er ihren einzigen Besitz, einen Topf. Darüber verlor Gunna den Verstand und starb, nachdem sie den Genuss von Weihwasser abgelehnt hatte. Als die Sargträger Gunnas Sarg von Kirkjubol abholten, registrierten sie, dass dieser auf halber Strecke zum Friedhof deutlich leichter wurde. Während ihr Grab ausgehoben wurde, war zu vernehmen: "Nicht tief graben, will nicht lange liegen". Die Männer glaubten, Gunna als Gespenst zu erkennen. In der darauffolgenden Nacht wurde der Gesetzeskundige Vilhjalmur blau und tot und mit gebrochenen Knochen im Freien aufgefunden. Offenbar ging Gunna um und rächte sich. Nach diesem Vorfall spukte es mächtig auf der Halbinsel. Vilhjalmurs Frau starb kurz danach, andere wurden verrückt, und einige starben, nachdem Gunna ihnen erschienen war. Schließlich suchte man Rat bei Pastor Erikur von Voksosar, der als zauberkundig galt und Gunna bannen sollte. Er gab den Ratsuchenden ein Knäuel, Gunna sollte das lose Ende fassen, und dann sollte das Knäuel an eine Stelle rollen, wo Gunna keinen Schaden anrichten konnte. Das gelang, und als man Gunna das letzte Mal sah, stützte sie hinter dem Knäuel in die Quelle, die seitden Gunnuhver heißt. Hellsichtige haben Gunna auf dem Kraterrand balancieren sehen oder gehört, wenn ihr der Fall droht." Von der Schautafel



Ganz im Südwesten der Halbinsel Reykjanes liegt die Steilküste Valahnjúkur mit dem Leuchtturm Reykjanesviti. Reykjanesviti ist der älteste Leuchtturm Islands. Der Leuchtturm wurde 1878 erbaut, 1887 bei einem Erdbeben zerstört und 1929 wieder aufgebaut. Heute ist er Islands bekanntester und meistbesuchter Leuchtturm.

Valahnjúkur war dann für mich ein schöner Abschluss der kleinen Tour. Hier gibt es nochmal eine von der Lava geformte Steilküste und man kann schön auf den Atlantik schauen.



Fazit
Es war genau die richtige Entscheidung, diese kleine Reise zu machen. Zum Einen musste ich dringend mal raus, um den Kopf frei zu kriegen und das kann ich ja quasi nur auf Reisen wirklich gut. Zum Anderen war die Insel aufgrund der Corona-Situation so "leer", wie wahrscheinlich noch nie im Hochsommer - und vielleicht wird es auch nie wieder so sein - wer weiß das schon. Sei es drum, für mich war das perfekt.
Leider konnte ich meine geplante und gewünschte Route nicht verwirklichen, das Wetter ist in Island halt immer ein wichtiges und nicht beeinflussbares Thema. Aber ich denke, ich kann sagen, dass ich letztlich das Beste daraus gemacht habe. So habe ich es geschafft, einige für mich neue Punkte auf Island zu entdecken und zu fotografieren.
Das Reisen Alleine hat, wie so oft im Leben, seine Vor- und Nachteile. Ich hätte mir schon gewünscht, meine Erlebnisse mit Cordu teilen zu können, es ist eben schöner, im Nachhinein über gemeinsam Erlebtes zu sprechen. Auf der anderen Seite konnte ich so meinen Tagesablauf ganz für mich planen und sehr früh morgens schon aus dem Haus kommen, was mit Cordu - Sorry!! - nicht so möglich gewesen wäre.
Abschließend kann ich sagen, dass Island ein so schönes Reiseziel ist, dass man hier wirklich ganz oft hin reisen kann. Ich denke, dass es nicht nur noch Einiges mehr zu sehen gibt, sondern auch bereits Gesehenes in einem anderen Licht - so zum Beispiel im Herbst oder im Winter.
Wir kommen wieder!